Und gerade einmal wenige Tage nach dem Unglück am heutigen Tage werden die erschreckenden Ergebnisse der Leipziger Studie in Deutschland veröffentlicht, betitelt mit „Die enthemmte Mitte“. Seit 2002 widmet sich die repräsentative Erhebung der Universität Leipzig als Langzeitforschungsprojekt den politschen Einstellungen in Deutschland. Bei dieser Umfrage stellte sich auch heraus das gerade binnen der letzten zwei Jahre sich das gesellschaftliche Klima gegenüber LGBT-Menschen wieder rasant verschlechtert hat und Toleranz sowie insbesondere die Akzeptanz gegenüber homosexuellen Menschen abnimmt. Das ist je nach politischer Orientierung gruppenspezifisch sehr unterschiedlich, allerdings ist diese negative Tendenz unübersehbar bis hin zu ausgeprägter Homophobie.
Und als hätte der Zeitpunkt kaum passender sein können, wobei es diese Formulierung nicht wirklich trifft in Anbetracht der jüngsten Ereignisse sowie Ergebnisse, denn letztendlich ist der Kurzfilm um den es geht zeitlos und behandelt das Thema grundsätzlich, wurde das Video mit dem Titel „Golden“ von Kai Stänicke veröffentlicht. Dieser knapp drei Minuten dauernde Kurzfilm handelt davon wie es ist „anders“ zu sein und zeichnet eine Geschichte nach wie es ist damit aufzuwachsen. Im Kurzfilm gibt es ein Happy End, das läßt vielleicht für die Zukunft hoffen:
…ist eine traurige Geschichte, andererseits könnte man sagen: „Back to the roots.“
Am 7. Juli diesen Jahres fand in London der World Pride 2012 statt und gleichzeitig wurde der 40. Jahrestag gefeiert an dem zum ersten Mal ein Pride bzw. CSD durch die Strassen von London zog was am 1. Juli 1972 seinen Anfang in Großbritannien nahm. Insgesamt fand der World Pride damit überhaupt erst mit diesem Datum dreimal statt. Das Problem ist allerdings ein bißchen so wie beim Europride, der eine oder andere hat schon mal davon gehört aber so richtig kommt das anscheinend in der LGBT-Community nicht an und rückt in das Bewußtsein.
Wie schon berichtet artete allerdings der Word Pride zu einem Fiasko aus weil im Vorfeld sich ein finanzielles Desaster anbahnte und bis kurz vor Beginn, trotz einiger Bemühungen das Event zu retten und in der ursprünglich geplanten Form durchzuführen, die einhergehenden Probleme nicht gelöst werden konnten. Erste Berichte sprachen von nur rund 5.000 Besuchern inzwischen wird allerdings in allen Medien von 25.000 Besuchern gesprochen. Im Endergebnis ist das natürlich mehr als bescheiden für solch ein Ereignis und in gewisser Weise hat man sich bis auf die Knochen blamiert. Auffällig ist allerdings nicht nur den World Pride betreffend sondern auch in Bezug auf den Europride das diese Großevents immer mit massiven finanziellen Problemen zu kämpfen haben und unter dem Aspekt mehr oder weniger scheitern. Stellt sich nun die Frage warum dem oft so ist und wie man das in Zukunft, egal wo auch immer eine dieser beiden Veranstaltungen ausgetragen wird, der World Pride 2014 findet übrigens in Toronto (Kanada) statt, vermeiden kann bzw. was nötig ist um es gar nicht soweit kommen zu lassen. Um einen kurzen Vergleich anzustellen, am vergangenen Wochenende fand in München der CSD statt mit 5.000 Teilnehmern und rund 50.000 Besuchern wie berichtet wird. München ist im Gegensatz zu London nicht die Hauptstadt des Landes sondern die drittgrößte Stadt in Deutschland mit knapp 1,4 Mio. Einwohnern, London hat übrigens 7,8 Mio (mit Einzugsbereich insgesamt sogar gut 14 Millionen) womit man die drittgrößte Stadt auf dem europäischen Kontinent ist. Bei diesen Dimensionen geht man mit der Besucherzahl in London etwas unter obwohl man 40 Jahre Erfahrung hat mit dem Pride London und das sonst auch anders kann wie in den Vorjahren bewiesen.
Im Rückblick zum erst kürzlich gewesenen ColognePride (CSD Köln) stellte sich nicht nur mir die Frage ob bei den CSD Veranstaltungen inzwischen maßgeblich der Spass, Parties und sonstige Dinge im Vordergrund stehen und die politschen Inhalte sowie Aussagen ins Hintertreffen geraten. Zu dieser Frage hat man sich auch in Zusammenhang mit dem World Pride bzw. Pride London in England Gedanken gemacht und mit dem bekannten schwulen Aktivisten und Menschenrechtler Peter Tatchell ein Interview geführt, welcher vor 40 Jahren den ersten Pride in London mitorganisiert hat und seit dem immer dabei war. Bei dem Interview war neben Tatchell auch noch die weibliche Teilnehmerin Julie Bindel zugegen und gemeinsam wurde die oben genannte Frage diskutiert.
Peter Tatchell kommt u. a. in Anbetracht des bescheiden ausgefallenen World Pride zu der Ansicht das dies durchaus gut getan haben könnte und man damit wieder „Back to the roots“ kommen würde, was unter dem Strich der Sache sowie der Bewegung als Ganzes in positivem Sinne gut tut. In gewisser Weise wurde allerdings, zumindest meiner Meinung nach, wenn man die Vorbereitung und Durchführung des Events betrachtet auch „aus der Not eine Tugend gemacht“. Andererseits hat er vielleicht damit gar nicht so unrecht.
So oder so bleibt dieses Thema kontrovers was einerseits gut ist, allerdings auf der anderen Seite auch Veränderungen bewirken kann für die Zukunft was die Ausrichtung und Durchführung von CSD Veranstaltungen betrifft und damit die Schlagkraft der politischen Botschaft(-en) sowie in letzter Konsequenz deren Durchsetzung.
…und besteht nur noch aus Party wodurch die politischen Inhalte in den Hintergrund rücken?
Wir befinden uns in Europa noch mitten in der CSD-Saison und im Juni feierte Amerika den jährlichen Pride Month in dem in Übersee die meisten der CSD-Veranstaltungen (Prides) stattfinden. Gerade erst ist der größte CSD in Deutschland und einer der größten in Europa in Form des ColognePride (CSD Köln) zu Ende gegangen. Nicht nur im Vorfeld hier wie auch bei den CSD Events anderswo, sei es in Österreich beim Vienna Pride aber auch genauso gut in den USA oder in England wird die Frage diskutiert ob der CSD nur noch „Partymachen“ und Kommerz bedeuted, typische Klischeevorstellungen und auch die Schaulust der Allgemeinheit befriedigt werden ebenso wie eine gewisse „Sensationslust“ der Medien auf der Jagd nach plakativem Bildmaterial.
In einem kurzen Video geht der amerikanische Blogger und schwule Aktivist Davey Wavey auf die Frage zum Ende des dortigen Pride Month ein. Er erwähnt das man nach diesen Events wenn man eine Zeitung aufschlägt in der Berichterstattung über den jeweiligen Pride überwiegend Männer in Chaps mit zur Schau gestellten nackten Hinterteilen und Nippelklemmen als Accessoire sowie jede Menge Gogo-Boys und Kostümierte jeglicher Couleur sieht und das dies ein Bild sein könnte was sich in den Augen der heterosexuellen Bevölkerung festsetzt. Andererseits stellt er klar das er überhaupt nichts dagegen hat wenn sich die Teilnehmer so auf der Parade präsentieren, hinterfragt aber ob das eher kontraproduktiv ist im Sinne der Dinge wie z. B. die Einforderung der gleichen Rechte für gleichgeschlechtliche Paare im Eherecht und weiterer (politischer) Forderungen. Ebenfalls zeigt er eine Foto was in den Onlinemedien die Runde machte worauf Besucher der Parade zu sehen sind die auf Plakaten sich dafür entschuldigen wie die Kirche mit Schwulen und Lesben umgeht und die Reaktion darauf in dem ein Paradeteilnehmer einen dieser Besucher spontan umarmt, das sei allerdings nur am Rande erwähnt.
Seine Antwort auf die oben genannte Fragestellung ist das dem nicht so ist, mit anderen Worten ein Pride nicht dem zuwiderläuft was man erreichen will. Wenn man seiner Meinung nach bedenkt das Lesben und Schwule nach wie vor diskriminiert, gemobbt und gehänselt werden, auch schlechter gestellt werden als Heterosexuelle in diversen Dingen von Regierungen, haben LGBT-Personen eine Parade, eine Woche, einen Tag, Monat oder etwas vergleichbares verdient. Ein Ereignis wo alle Lächeln, Spass haben und sich selbst feiern sowie eine gute Zeit miteinander verbringen, vor allen Dingen auch in Anbetracht der Tatsache wie weit man als Bewegung innerhalb der letzten Jahre/Jahrzehnte überhaupt gekommen ist im Vergleich zu früher (was selbstverständlich nicht auf alle Staaten gleichermaßen zutrifft und in vielen Ländern teilweise noch gravierende Defizite bestehen, vollkommen ausser Frage) und das dieser Umstand schon alleine ein Grund ist dieses ausgiebig zu feiern.
Allerdings brauchen wir was die Diskussion darüber betrifft gar nicht so weit weg zu gehen auch bei unseren Nachbarn, sprich in Österreich zum Vienna Pride, war das anscheinend ein Thema welcher Mitte Juni stattfand. Der Teilzeitblogger hat sich von dem österreichen YouTuber Michael Buchinger zu diesem Thema inspirieren lassen. Buchinger berichtet in seiner Kolumne bei dem Magazin Vangardist darüber das ihm der Vienna Pride „zu schwul“ gewesen wäre weil:
Obwohl es als politische Demonstration angepriesen wurde, schien die meisten Leute, mit denen ich gesprochen habe – abgesehen von ein paar sehr aggressiven Lesben auf Motorrädern – nicht politisch interessiert, sondern mehr darauf fokussiert, sich zu betrinken und ein heißes Date für den Abend abzuschleppen.
Ausserdem führt er aus, „Hier wurde scheinbar bewiesen, dass Homosexuelle doch anders sind und einen eigenen Tag brauchen, an dem sie halbnackt die Straße entlanggehen und laut die Songs aus „Glee” hören können.“ Nach reiflicher Überlegung bin ich übrigens zum selben Schluss gekommen und teile die Meinung des Teilzeitbloggers:
Meiner Meinung nach, kann ein Event nicht “zu schwul” sein. Es ist nicht Sinn der Sache, dass wir uns anpassen und dann von allen geliebt werden. Es geht viel mehr darum, dass man uns so nimmt, wie wir sind.
Einige sind tuckig, manche hardcorelesbisch (gibt es das Wort?), manche eben völlig unauffällig. Jeder eben so, wie er mag und wenn dabei Klischees bestätigt werden, dann bitte, aber verbiegen muss man sich nicht, nur um der Gesellschaft zu gefallen. (…)
und „Viele Besucher der Paraden sehen den CSD als große Party mit viel Alkohol und im besten Falle auch Sex. Die Frage ist: Stört das jemanden? Mich stört es nicht, wenn Leute sich betrinken und Sex haben, solange sie mir damit nicht schaden.“
„Es gibt höchstens einen Punkt, an dem es mich stört: Wenn es nur noch (!) darum geht! Der CSD ist ein wichtiger Tag und er muss politisch sein, wer dies völlig ausblendet, der kann auch zuhause oder woanders saufen und vögeln, aber bitte nicht diejenigen stören, die sich viel Arbeit machen, etwas zu bewirken.“ womit zumindest Der Teilzeitblogger und ich einer Meinung sind.
Über den vergangenen ColognePride (CSD Köln) schreibt bespielsweise der Blogger von Mein Köln – Das Blog (dort gibt es übrigens auch Fotos des Events sowie eine kurze Zusammenfassung der Veranstaltung): „Der Christopher Street Day ist eben nicht nur die wohl größte homo-heterosexuelle Party des Jahres. Bei all der kommerziellen Werbung von Unternehmen und Vereinen gerät seine politische Aussage aber schnell in den Hintergrund.“ und bezeichnet diesen in einer Bildunterschrift: „Bunter als der Karneval…“.
Das Blog „Samstag ist ein guter Tag“ fragt zum Thema CSD: „Warum eigentlich gibt es zum CSD keine Geschenke?“ da nach Ansicht des Bloggers doch alle Vorraussetzungen dafür erfüllt wären und man es durchaus mittlerweile analog betrachten könne, zumal beide „Veranstaltungen“ inzwischen so viele Gemeinsamkeiten aufweisen würden bis auf diesen einen Punkt und schließt mit den Worten:
Es spricht wirklich alles dafür: Geschenke zum CSD wären eine wunderbare Bereicherung und ein deutlicher Ausdruck unseres Wunsches, an unserem heiligen Feiertag so selbstlos spendabel zu sein wie alle Normalen (!) nur an Weihnachten sein können. Nur ein bisschen öffentlicher – und selbstverständlich mit ein bisschen mehr Lametta!
Wer den Blog Post aufmerksam liest wird selbstverständlich feststellen, dass ebenfalls die Durchführung von CSD-Veranstaltungen bzw. das worum es eigentlich dabei geht (gehen sollte) immer mehr nach Meinung dieses Bloggers in den Hintergrund rückt und andere Dinge immer mehr im Vordergrund stehen. Das Ganze tut er übrigens auf eine sehr amüsante Art und Weise die durchaus den einen oder anderen zum Nachdenken bewegen könnte und bestenfalls sollte.
Beim offiziellen Kölner Stadtportal Koeln.de wurde selbstverständlich auch über die Parade des CSD berichtet und im Rahmen dessen sagt die eine Hälfte eines Lesbenpaares das Feiern und die Kostümierungen bei der Parade betreffend: … können beide den Spaß an der Provokation nachvollziehen: „Schwule müssen sich im Alltag noch mehr zurückhalten als Lesben, um nicht diskriminiert zu werden. Da ist es bestimmt eine große Befriedigung, einmal im Jahr so richtig aufzudrehen“.
Bei Deutschlands bekanntestem LGBT-Onlineportal Queer.de wurde ein Resümee in Form von Tops und Flops zum ColognePride 2012 gezogen. Es wurde beobachtet das die Medien aufgrund des Mottos „Ja, ich will!“ (die Gleichstellung von Lesben und Schwulen im Eherecht) diesen CSD als politischer im Vergleich zu den Vorjahren mehrheitlich bezeichneten. Der Autor kommt zu dem Schluss das dieser CSD unter dem Strich genauso viel oder auch wenig politisch war als im Vergleich zu 2011. Allerdings ist der Autor des Beitrages dazu geneigt in dem Punkt eher zu einem „Top“ zu tendieren die politische Aussage betreffend. Die Berichterstattung in den Medien über den CSD in Köln wird sowohl als auch, also Top wie auch Flop, je nach Einzelfall bezeichnet.
Wie man sieht wird an vielen Orten und auch in anderen Ländern dieser Welt darüber durchaus kontrovers diskutiert in wieweit der CSD bzw. die Prides (noch) politisch sind, oder sich vielleicht sogar die Art und Weise ihrer Durchführung inzwischen eher kontraproduktiv im Sinne der Ziele für die demonstriert wird auswirken was zur Folge haben könnte, dass die Inhalte mehr und mehr in den Hintergrund geraten.
…das in Island die neue (Übergangs-)Regierungschefin eine bekennende und geoutete Lesbe ist.
Alles gut und schön was Toleranz und Akzeptanz betrifft, keine Frage. Andererseits gebe ich zu bedenken, der Staat Island ist de facto pleite, deutsche Kunden haben im Rahmen der Bankenpleite vor Ort rund 200 Mio. Euro verloren, die deutsche Bundesregierung hat Ende letzten Jahres Geld dorthin transferiert mit der Maßgabe den Schaden zu begrenzen, meint zumindest die dt. Kunden zu entschädigen wofür eine Frist bis Ende letzten Jahres gesetzt war und passiert ist bis zum heutigen Tage nichts in der Richtung. Nebenbei bemerkt, die Einwohnerzahl von Island erreicht in etwa die vergleichbar zu einer „mittleren“ Großstadt im Ruhrgebiet. Vom ökonomischen und volkswirtschaftlichem Standpunkt betrachtet möchte ich zumindest die dortigen Verhältnisse in ihrer Gänze in Deutschland nicht haben.
Fast alle Dinge im Leben haben nun einmal zwei Seiten die es oft zu betrachten gilt.